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Ein Bildungshaus der Diözese St. Pölten
Zwei Äbte als Pioniere
Herbstfest / Das Bildungszentrum St. Benedikt ehrte Altabt Berthold Heigl, Mathias Weis sprach über den „Erdäpfelabt“ Kaspar Plautz.
Von Josef Penzendorfer
Zwei besonders verdienstvolle Äbte des Stiftes Seitenstetten standen diesmal im Mittelpunkt des Bildungshaus-Herbstfestes am 19. September: Nach der Generalversammlung des Freundeskreises St. Benedikt und einem kurzen Rückblick auf das schwierige abgelaufene Arbeitsjahr im Bildungshaus sprach Ausstellungskurator und Agrarwissenschaftler Mathias Weis in seinem kurzweilig gestalteten Festvortrag über den Renaissanceabt Kaspar Plautz, als dessen Pioniertat der erstmalige Erdäpfelanbau am Land im Jahr 1621 bezeichnet werden darf. Weder Kartoffeln noch Topinambur oder Süßkartoffeln sind heute aus der österreichischen Küche wegzudenken, sogar die Rezepturen für Erdäpfelsalat oder mit Erdäpfeln zubereitete Süßspeisen und Arzneien sind in dessen Buch schon beschrieben. Mehr darüber ist bei der Sonderausstellung „400 Jahre Erdäpfelpioniere“ im Stift Seitenstetten zu sehen, die noch bis Ende Oktober geöffnet ist. Eine überaus nette „Erdäpfelparabel“ von Autor Herbert Pauli erzählte von einem „Bruder Gärtner“ der damaligen Zeit, das Streichertrio mit Gertraud Großberger, Theresa Graf und Miriam Deinhofer wiederum würdigte den wissbegierigen Abt des frühen 17. Jahrhunderts mit Renaissancemusik.
Dank an Abt Berthold
Dann aber änderte sich der Charakter der Musik, ein bodenständiger Geburtstagsboarischer bot die Überleitung zum Fest für den Pionier in Sachen Begegnung, Bildung und Kultur, den emeritierten Abt Berthold Heigl. Im vergangenen Dezember hat er nach 15 Jahren seine Aufgabe als Geistlicher Assistent des Bildungszentrums St. Benedikt an Rektor Thomas Pichler übergeben, der sich kurz vorstellte. Schon die Gründung des Bildungshauses im Jahr 1993 aber geht auf Abt Bertholds Initiative zurück. Der Obmann des Freundeskreises Peter Haberfehlner hob in seiner Laudatio die großartigen sportlichen Leistungen seines damaligen Schulkollegen Gottfried Heigl hervor – er hält bis heute den Stiftsrekord mit 2.93 Meter im Stabhochsprung – und betonte, dass sich der spätere Abt die Latte stets höher gelegt hat als andere, aber immer wieder auf den Boden der Realität zurückgekehrt ist. Haberfehlner ergänzte: „Abt Berthold war Visionär und als seherisch begabter Mensch Gründer diözesaner Einrichtungen wie des Bildungshauses, des Jugendhauses oder des Hauses Gennesaret, auch der Hofgarten ist seinem Weitblick zu verdanken. Bertholds ruhige, beharrliche und zielstrebige Art machten es möglich, diese Einrichtungen für Bildung, Einkehr, Begegnung, Austausch und Erholung zu schaffen!“ Die Bildungshausleiter Lucia und Johannes Deinhofer würdigten dem Haus-Motto entsprechend – „Leben aus starken Wurzeln, mit offenem Herzen und weiten Horizonten" – die unschätzbar wertvollen Leistungen von Berthold Heigl, sei es in den vom II. Vaticanum und der Regel des Hl. Benedikt geprägten Gottes- und Seelsorgediensten, bei (Wander-)Exerzitien, (Schöpfungs-)Meditationen, (Pilger-)Reisen oder einfach im Bestreben, mit seinem „weiten Herzen“ Menschen zu vernetzen und zusammenzuführen. Wandern in den Bergen, Singen von Volksliedern, Besuche, Feiern sowie einfach die Neugierde und das Interesse an fremden Ländern und Menschen gehören da unbedingt dazu. Abt Berthold dankte bescheiden mit den Worten: „Ich bin dankbar für das, was im Segen von oben gewachsen ist! Mir ist immer wieder etwas einfach ‚zugefallen‘, mein Anteil daran war, vieles zuzulassen, manches aufzugreifen und im breiten Miteinander Wege zur Realisierung zu suchen und zu finden!“ Alles möge weiter blühen und gedeihen – wie ein Garten, der mit Fortdauer des Bestehens auch immer noch schöner wird!
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