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Nachberichte

30 Jahre BZ St. Benedikt

Mo., 2. Oktober 2023

30 Jahre Bildungszentrum St. Benedikt

Der „Altbau“ des heutigen Bildungszentrums St. Benedikt hat eine lange Geschichte, unter anderem auch als Knabenseminar „Marianum“ der Diözese St. Pölten. 1979 wurde ein zeitgemäßer Zubau mit Kapelle errichtet und es gab den Parallelbetrieb als Wohnort für die Seminaristen einerseits und Stätte der Wissensvermittlung, Kreativität, Kultur, Begegnung und der religiösen Vertiefung andererseits. 2006 schloss das „Marianum“ endgültig seine Pforten, seither dient das Haus alleinig als Erwachsenenbildungsstätte mit annähernd 500 anspruchsvollen hauseigenen Angeboten sowie etwa 350 Gastkursen jährlich und einer bestens ausgestatteten Infrastruktur hierfür, für etwa 5300 Nächtigungen. Die Leitung liegt in den Händen der Theologen Lucia und Johannes Deinhofer.

Frau Deinhofer, Sie haben gemeinsam mit Ihrem Mann Johannes im Jahr 2012 die Leitung des Bildungshauses übernommen, zuvor haben Sie zusammen zehn Jahre das Jugendhaus Schacherhof erfolgreich geführt, zudem waren sie vier Jahre als Bereichsleiterin für diözesane Jugendarbeit tätig. Was konnten Sie an Erfahrung in die neue Aufgabe einfließen lassen?

Lucia Deinhofer: Zum Ersten sind es viele Bekannt- und Freundschaften, die bestehen geblieben sind; die damals Jugendlichen kommen jetzt als Gäste oder auch Referenten zu uns. Das ergibt ein großes Netz an Kontakten, die vernetzendes Denken erleichtern. Zweitens möchte ich die Teamarbeit hervorheben; die Entwicklung von Projekten im Zusammenwirken mehrerer Ideenbringer bereitet Freude und bringt gute Ergebnisse.

Sie konnten ein bestens funktionierendes Bildungshaus – geleitet von Erich und Veronika Ortner mit Abt Berthold Heigl als Geistlichem Leiter – übernehmen, worin bestanden trotz allem die größten Herausforderungen des letzten Jahrzehnts?

Johannes Deinhofer: Wir sehen uns als „geprägter“ Ort, wo man gut Mensch sein und sich auch selbstbestimmt weiterentwickeln kann. Es gilt für uns immer am Puls der Zeit und im Dialog zu und zwischen Kirche und Gesellschaft zu bleiben, es geht – gemäß dem Motto „Lebenslanges Lernen“ – um inhaltliche Auseinandersetzung und Vertiefung, auch um Suche nach Sinn und Glück. Ich sehe uns zudem als Plattform für gesellschaftliche Entwicklungen und innerkirchlichen Dialog. Weihbischof Leichtfried, dem ich als Sekretär dienen darf, ist Bischofsvikar für die Erwachsenenbildung, ihm sind diese Anliegen der Katholischen Erwachsenenbildung auch besonders wichtig. Wir bieten aber auch Raum zum Experimentieren. Parallel dazu musste in den vergangenen Jahren ein gewisser Generationenwechsel im Team vollzogen werden, und auch das Publikum verjüngte sich.

Es waren ja auch größere Umbauarbeiten vonnöten? Was können Sie heute anbieten?

Johannes Deinhofer: In den oben genannten Zeitraum fielen freilich auch größere Umbauarbeiten; wurde 2013/14 schon der Festsaal völlig neu gestaltet, so war uns danach vor allem auch an der Adaptierung der Zimmer im Altbau gelegen. Unsere Devise lautet: Schlicht, aber mit Stil! 33 Zimmer, insgesamt 55 Betten können wir anbieten, fünf Seminarräume, den Meditationsraum und die Kapelle. Unser großer Garten gilt vielen als Oase zur Selbstfindung, nicht zu vergessen die Wechselausstellungen im Foyer.

Sie beschäftigen 20 Mitarbeiter in welchen Funktionen?

Lucia Deinhofer: Alles beginnt mit dem Ankommen in unserem Haus, daher sollen freundliche Rezeptionistinnen die Besucher willkommen heißen; das Küchenpersonal soll die Gäste kulinarisch verwöhnen, alle Mitarbeiter sind wichtig, von der Reinigungskraft über den Haustechniker bis hin zu den Pädagogischen Mitarbeiterinnen und unserem Geistlichen Assistenten Thomas Pichler. Alle haben auf ihre Weise mit den Gästen Kontakt und entwickeln ein gutes Gespür dafür, wie sie diesen gegenübertreten und begegnen.

Es kommen namhafte Referenten regelmäßig nach Seitenstetten; nach welchen Kriterien suchen Sie neue Seminarleiter aus?

Lucia Deinhofer: Wir orientieren uns an dem Ö-Cert-Qualitätsrahmen, der eine qualitätsvolle Anbieterstruktur für die Erwachsenenbildung gewährleistet: Ausbildung und Erfahrung der Referenten sind ausschlaggebend. Wir strecken stets unsere Fühler nach neuen, auch jüngeren Vortragenden aus und kommunizieren diesbezüglich mit anderen Bildungshäusern; bei Lehrgängen wie jenem für Pilgerbegleitung kooperieren wir ohnehin mit anderen Institutionen.   

Was würden Sie als die wichtigsten Parameter nennen, damit sich ein Gast bei Ihnen im Haus wohlfühlen kann?

Johannes Deinhofer: Die persönliche Begegnung auf Augenhöhe, mit Achtsamkeit, Respekt und Freundlichkeit sei zuallererst erwähnt. Als kleines Bildungshaus kennen wir unsere Gäste gut, können vielleicht besser auf deren Anliegen eingehen, damit sie gestärkt und hoffnungsvoll das Haus wieder verlassen. Der Aufenthalt bei uns soll einfach guttun, eine bestimmte Lebensphase besser bewältigen zu können!

Wie würden Sie Ihr Einzugsgebiet definieren?

Lucia Deinhofer: Unser vorrangiger Zielraum ist die Großregion Mostviertel der Diözese, die Gäste kommen aber aus ganz Österreich und auch dem benachbarten Ausland.

Worin sehen Sie derzeit die größten gesellschaftlichen oder auch religiösen Problemstellungen, auf die Sie mit dem Programmangebot reagieren?

Lucia Deinhofer: Schöpfungsverantwortung mit allem, was dazugehört, ist derzeit ein ganz wichtiges Thema; es geht dabei um oftmals bescheidene Lösungsansätze im Kleinen! Das Polarisieren innerhalb der Gesellschaft bereitet Probleme, die aufgegriffen werden müssen. Die Suche nach dem Sinn des Lebens samt Krisenbewältigung begleitet uns ohnehin schon länger, aber auch das Thema „Trauer“ in all seinen Facetten ist überaus präsent. Wir sind auch Kooperationspartner für die Landesausstellung „Wunder Mensch“ im Jahr 2026, Gedenkarbeit erscheint uns überaus bedeutsam zu sein!

Und wie wird das 30-jährige Jubiläum gefeiert?

Johannes Deinhofer: Wir wollen nicht groß feiern, sondern stecken mitten in unserer Arbeit. Das Herbstfest am 1. Oktober gilt wieder als festlicher Auftakt für das gesamte Bildungsjahr, Gabriele Eder-Cakl wird im Festvortrag über den weltweiten synodalen Prozess sprechen. Unsere ganzjährige Arbeit soll zum „Fest“ werden!

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Text : J. Penzendorfer

Fotos: F. Pfaffenbichler

Lucia und Johannes Deinhofer leiten das diözesane Bildungshaus überaus erfolgreich mit viel Knowhow, Einfühlungsvermögen und Geschick; an persönlicher Begegnung ist ihnen neben dem qualitätsvollen Angebot besonders gelegen.<br />
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(c) F. Pfaffenbichler20 Mitarbeiter in den verschiedensten Funktionen beschäftigt das Bildungshaus St. Benedikt.<br />
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(c) F. Pfaffenbichler