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Nachberichte

"Ein Blinder weist der Menschheit den Weg"

So., 5. Mai 2019

Blind, und dadurch sehend!

FRIEDENSFEST | Zum 100. Geburtstages des Ertler Pazifisten und Friedensaktivisten Stefan Matzenberger gab es Bischofsmesse und Festschriftpräsentation.  

ERTL | „Aufstehen, aufeinander zugehen!“, intonierte der Ertler Mittelschulchor unter Karin Kern und Gerhard Michelmayer am Beginn des Festgottesdienstes großartig, nachdem die Originalstimme des an diesem Tag groß Gefeierten Bergpredigtpazifisten Stefan Matzenberger, der im Krieg das Augenlicht verloren hat, eingespielt worden war. Es galt an diesem Tag von Anbeginn an mit Armbändern und bunten Schnüren das Band des Friedens zu knüpfen, das um die ganze Welt gelegt werden sollte. Wurde die 2. Lesung von einem Blinden vorgetragen, so betonte Bischof Alois Schwarz in seiner Ansprache: „Stefan hat zwar nicht mit den Augen, aber viel mit dem Herzen gesehen!“, und der Bischof bezog sich dabei auf das Evangelium, wo Jesu Jünger das Fischernetz von der anderen Seit auswerfen sollten. Somit werde dem Leben ein anderer Blickwinkel geschenkt, dem Frieden ein Gesicht gegeben.

Festakt mit Festschriftpräsentation

Der Kirchenchor unter Ferdinand Schenkermayr verlieh dem Festgottesdienst mit der Aufführung der Friedensmesse von Leopold Hengl besonderen Glanz, ehe Josef Forster nach einer Fanfare der Musikkapelle zum Festakt überleitete, in dem der Bürgermeister mit berechtigtem Stolz betonte, dass ein Ertler Bürger der Welt seinen Stempel aufgedrückt habe. Schriftleiter Peter Bubenik präsentierte die einzelnen Kapitel der Festschrift – das Leben und Wirken Matzenbergers wurden ebenso aufgezeigt wie die literarischen oder auch künstlerischen Beiträge und Artikel von Friedensaktivisten. Zudem wurden einige Ergebnisse von Schulprojekten vorgetragen.

Bildungsdirektor als Festredner

Johann Heuras – gebürtiger Ertler und ehemaliger Nachbar des Gefeierten – versuchte Kriterien für gelingenden Frieden herauszufinden: „Beherzte Staatsmänner haben nach dem letzten Krieg eine Wertegemeinschaft geschaffen, und Menschen wie Stefan Matzenberger haben für ein gutes zwischenmenschliches Miteinander sensibilisiert.“ Freilich gelte es heute im Besonderen aufkommende Nationalismen und versteckte digitale Gewalt zu unterbinden. Respekt und Würde seien wichtige Wegmarken.

Im Gemeindesaal konnten einige authentische Exponate von Stefan Matzenberger sowie Projektergebnisse der Mittelschule Ertl besichtigt werden, ehe Ensembles der Carl-Zeller-Musikschule mit „Musik im Ort“ für einen netten Festausklang sorgten.

Text und Fotos Josef Penzendorfer