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25 Jahre BZ St. Benedikt - 70 Jahre allg. Menschenrechte

So., 7. Oktober 2018

UN-Experte: Bildung durchbricht Menschenrechtsverletzungs-Spirale

Menschenrechtler Nesirky in Festrede zum 25-Jahr-Jubiläum des Bildungshauses St. Benedikt in Seitenstetten: Überwindung von Armut heute vorrangiges Ziel, wobei es besonders um Meinungsfreiheit und Zugang zu Informationen geht

 

St. Pölten, 08.10.2018 (KAP) Auch 70 Jahre nach Proklamation der Allgemeinen Menschenrechte werden diese weiterhin und auch in Österreich verletzt, doch "ohne die UNO wäre es aber viel schlimmer": Das hat der Direktor des UN-Informationsdienstes in Wien, Martin Nesirky, am Wochenende in Seitenstetten dargelegt. Die Vereinten Nationen hätten seit ihrer Gründung viele Leben gerettet und auch heute noch dauere die "Zeit großer Möglichkeiten" fort; die 193 Mitgliedsstaaten müssten dazu jedoch auch bereit sein, dafür zu zahlen, so der Menschenrechtsexperter bei seiner Festrede anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums des kirchlichen Bildungshauses St. Benedikt.

Heute gehöre es zu den vorrangigsten Zielen der UNO, Armut zu überwinden, erklärte Nesikry. Die weltweiten Einkommensunterschiede seien heute "enorm", wobei besonders Frauen darunter leiden würden, sich "kein menschenwürdiges Leben leisten zu können". Wichtiges Kriterium seien dabei die Verfügbarkeit und Angemessenheit von bzw. der Zugang zu Nahrungsmitteln, zumal viele Kinder und Menschen mit Behinderung darunter leiden würden. Zwei Milliarden Menschen seien unternährt, 90 Prozent davon chronisch, nur zehn Prozent durch Krisen, so der UN-Experte. Betroffen davon seien meist Frauen und Mädchen sowie Menschen im ländlichen Gebiet.

Der beste Ausweg für diese Problemlage sei der Fokus auf hochwertige Bildung und Geschlechtergerechtigkeit, so Nesikry. Bildung sei mehr als Lesen und Schreiben, "Bildung kann den Kreislauf der Menschenrechtsverletzungen durchbrechen: Durch Meinungsfreiheit oder Zugang zu Informationen", veranschaulichte der Experte. Weiterhin seien aber heute immer noch 800 Millionen Menschen Analphabeten, wobei wiederum ein Gutteil davon Frauen und Mädchen seien.

 

Parallelen zu den Menschenrechtsbemühungen der UNO zogen die Gastgeber der Veranstaltung, Bildungshaus-Direktoren Lucia und Johannes Deinhofer: Das "Recht auf Bildung" sei bleibender Auftrag für St. Benedikt, strebe man doch danach, "dass sich die Menschen ihrer Würde und Talente bewusst werden und über Gesellschaft und Gott nachdenken, und das an einem einladenden Ort".

Auf eine "massive" Veränderung des Bildungsauftrages in den vergangen 25 Jahren wies Weihbischof Anton Leichtfried hin, der in der Diözese St. Pölten für die Bildungsagenden zuständig ist: Durch die mit der Digitalisierung leichte und sekundenschnelle Verfügbarkeit von Information gehe es heute darum, beim Glauben das Wissen erfahrbarer zu machen, was im Rahmen von Gemeinschaft gelinge. St. Benedikt stehe für Bodenständigkeit, Tiefgang und Horizonterweiterung. Weitere Gäste der 25-Jahr-Feier waren u.a. Abt Petrus Pilsinger, Anna Rosenberger von der Katholischen Frauenbewegung, Johann Wimmer von den diözesanen Pastoralen Diensten, Nationalrat Alois Rosenberger sowie viele Freunde und Mitarbeiter des Bildungshauses.

 

Das Bildungszentrum St. Benedikt ging 1993 als Einrichtung der Diözese St. Pölten für die Erwachsenenbildung im westlichen Mostviertel in Betrieb. Das Haus mit sechs Seminarräumen, 27 Zimmern und 19 Angestellten organisiert jährlich an die 500 Eigenveranstaltungen, zudem gibt es einen regen Gastkurs-Betrieb, mit insgesamt 18.000 Teilnehmern pro Jahr. 6.000 Nächtigungen mit Vollpension werden durch das Haus jährlich ermöglicht. Inhaltlich sind die Schwerpunkte Religion und Spiritualität, Persönlichkeitsentwicklung und Lebensbegleitung, Gesellschaftspolitik und Nachhaltigkeit, Kultur und Kreativität, sowie auch Ausstellungen.

Bericht: Wolfgang Zarl (KATHPRESS - Katholische Presseagentur Österreich)