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Ein Bildungshaus der Diözese St. Pölten
"Weil uns die Hoffnung verbindet, können wir gar nicht anders" - Vortrag von Dr.in Michaela Fried über ihren Einsatz am Gaza
„Ihr Freunde lasst es mich einmal sagen: Gut wieder hier zu sein, gut euch zu sehn. Mit meinen Wünschen, mit meinen Ängsten und Fragen, fühl ich mich nicht allein, gut euch zu sehn“. So begann Dr.in Michaela Fried, Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, am 16. Februar 2018 im Bildungszentrum St. Benedikt ihren Bericht mit Lesung aus ihren Tagebucheinträgen über ihren erneuten Einsatz am Gaza im November 2017.
Als Ärztin und Therapeutin arbeitete sie dort einige Wochen mit traumatisierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie zitierte P. Mario da Silva, der in der Kirche zur Hl. Familie in Gaza City vielen Menschen Hoffnung gibt und meint, dass es schwierig sei, an die Zukunft zu denken. Es sei notwendig, die Gegenwart irgendwie lebbar zu machen, da heute 70% von 1,9 Mio. Menschen am Gaza auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.
Nirgendwo hat Michaela Fried die blindmachende Gewalt deutlicher gesehen als im Gazastreifen. Gewalt durch die ständige Unterdrückung von außen (durch die israelische Besatzung) und gewalttätige Konflikte im Inneren des Landes (durch die Hamas), unter der die Zivilbevölkerung zu leiden hat. Arbeitslose Familienväter, beengte Wohnverhältnisse, Armut, zu wenig Trinkwasser und durch Stromknappheit verdorbene Nahrung machen ein Leben in Würde unmöglich. Die Folge davon ist Gewalt im ganzen Land, die sich täglich, stündlich an einem Funken entzündet. Gewalt, die sich aus dem makro-politischen System in das System Schule fortsetzt und in der Familie, der kleinsten politischen Einheit, nicht Halt macht. „Überall ist Trauma, kranke Kinder, Totgeburten, keine entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten“ berichtet sie und meint, dass im Gaza eine der dramatischten humanitären Krisen herrscht.
Das „Pädagogisches Institut für Neue Autorität PINA“ bietet ein Netzwerk für engagierten Menschen, die sich gesellschaftspolitisch - über Partei-, Konfessions- und andere Grenzen hinweg - engagieren möchten. Als Obrau dieses Institutes möchte die Ärztin mit Bridges for Hope and Peace gemeinsam mit einem Team vor Ort friedensstiftende Maßnahmen setzen, wo diese gebraucht werden. Basis für dieses Handeln ist der "Gewaltfreie Widerstand" aus Haim Omers "Neuer Autorität". Sie ist überzeugt, dass Konflikte nur gelöst werden können, wenn wir ihren systemischen Kontext im Auge behalten. Dies gilt für innerfamiliäre Situationen ebenso, wie für Probleme in größeren Zusammenhängen. Mit den 7 Säulen der Neuen Autorität Präsenz, Selbstkontrolle, Netzwerk, Widerstand, Beziehungsgesten, Transparenz und Wiedergutmachung setzt sie einen wichtigen Beitrag, um wieder Würde in den Alltag und Hoffnung zu geben.
Michaela Fried meint weiter, dass der erste Weg der Traumatherapie ist, einen sicheren Ort zu haben, bei den Menschen zu sein und zuzuhören. Dazu ist es notwendig, über die therapeutische Arbeit mit den Frauen den Weg aus der Gewaltspirale einzuleiten. Ihr Motto: „Ich möchte ich Zeugnis ablegen, vor allem aber Menschen in Kriegsgebieten, unter Belagerung und auf der Flucht eine Stimme geben.“
Ein berührender und aufrüttelnder Abend, an dem die vielen Besucher und Besucherinnen dankbar bekundeten, froh zu sein, mit Michaela Fried eine so wichtige glaubwürdige Botschafterin zu kennen, die Brücken zu Hoffnung und Frieden und einem Leben in Würde baut. Möglichkeiten der Förderung (ideell, finanziell und personell) unter b4hp.org.
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